Großwetterlage
Pardubice ist seit
über 15 Jahren ein beliebtes Ausflugsziel für uns. Diesmal aus
familiären Gründen ohne mich, aber Sebastian hatte mit Maik einen
guten Reisebegleiter. Ich kann mich kaum an einen verregneteren oder kühleren
Juli erinnern in Norddeutschland - da hatte man mit der Verfolgung des
Turniers eine sinnvolle Beschäftigung daheim. Pardu hatte auch ein
paar Grad weniger als üblich. Also kein Pardubeach diesmal. Aber unsere
beiden Helden würden dort bestimmt einheizen?
Aber erstmal ankommen!
Vor Dresden war ein Superstau, vor dem auch Otti Fischer kapituliert hätte.
Also umfahren. Drauf den Socken und wechseln auf eine Ein-Stopp-Strategie
wie Schumi. Letztlich kam man noch zeitig vor 20 Uhr an, um die Formalitäten
erledigen zu können. Keine Übernachtung unter der Brücke
also! Fast immer war es eng in den letzten 15 Jahren, aber wir haben es
bislang nie geschafft, zu spät zu kommen.
Pardu - Damals und
Heute
Man muss sagen, dass
das Turnier in den letzten Jahren etwas von seiner Originalität verloren
hat. So wird z.B. nicht mehr im großen Stadion gespielt. Und manchmal
sind es Kleinigkeiten wie der Wegfall der berühmten B-Club-Spelunke.
Die Stadt hat auch etwas osteuropäisches Flair eingebüßt
und wurde vom westlichen Konsum-08/15 überrollt. Und: Das Studentenwohnheim
wird jetzt gereinigt! Da fehlt einem wirklich was... Dennoch: Die Turnierbedingungen
sind sehr gut, die Organisation ist es auch, und man kann das Turnier weiterhin
uneingeschränkt empfehlen.
Sebastian spielte im
A-Open (9 Runden, Fischer kurz) mit fast 300 Teilnehmern. 2100 ELO waren
notwendig, aber ab 1900 konnte man sich mit etwas Aufschlag einkaufen.
So hatte ein Drittel der Teilnehmer letztlich unter 2100. Sebastian war
an 119 gesetzt. Ein hartes Brot mit einer ganzen Horde vieler junger FM,
heiß wie Frittenfett und weiter nach vorne strebend. Maik im B-Turnier
musste sich den unterbewerteten Kids stellen. Und sowas ist auch nicht
gerade angenehm.
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Arbeitsplatz im
Studentenwohnheim
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Guter Beginn
Zum Auftakt gab es
einen Sieg für Sebastian gegen eine 13ährige Lettin, die letztes
Jahr noch im B-Open gegen mich spielte. Mittlerweile hat sie 300 ELO zugelegt
und auch mal die 2000 geknackt. Sebastian musste ein bisschen was zeigen,
gewann aber letztlich klar, der Spielstärkeunterschied war hier deutlich
wahrnehmbar. Allerdings mit Schwarz, also letztlich würde es auf einmal
mehr Schwarz im Turnier hinauslaufen.
Danach wartete mit
Milton Pantzar ein junger (Anfang 20) schwedischer IM mit 2442 ELO. Während
ich um den Zeitgeist reflektierende Wortspiele bemüht war („Militant
Panzer“), mühte sich Sebastian durch die Eröffnung und behandelte
die Struktur nicht gut. Er stand wohl auf Verlust, als er ein Gefecht lostrat
- und sogar selbst noch Chancen auf einen vollen Punkt erhielt:
Sebastian
- Pantzar (2442) ½:½
Da muss man sagen,
dass das Remis mehr als in Ordnung ging, trotz einer liegengelassenen Chance.
Schwarz musste sich hier sicherlich mehr ärgern. Es folgte der nächste
IM, ein Inder mit 2417 und natürlich den schwarzen Steinen. Sebastian
hat eine schlechte Bilanz gegen Spieler aus dem Schachboom-Land Indien,
auch diesmal gab es eine Null.
Der Oldenburger wählte
ausgangs der Eröffnung den falschen Plan, und sein geschwächter
König geriet unter Druck. Mit einem Qualitätsopfer hingegen wäre
Bast voll im Spiel gewesen. Danach folgte wieder ein schwächer dotierter
Spieler mit dem Niedersachsen Siegfried Löcken (2080 DWZ). Sebastian
gewann mit Weiß schnell aus der Eröffnung heraus, da Schwarz
in schon schlechterer Stellung einen vergifteten Bauern schlug, wonach
sich ein Mattnetz zusammenzog.
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Daheim zogen sich indessen
die Regenwolken weiter zusammen...
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Auf dem Höhepunkt
/ Sieg gegen IM
Mit 2,5/4 war Bast
gut im Rennen. Die nächste Aufgabe war wieder kompliziert: Mit Jakub
Kusa wartete ein 17jähriger FM mit 2340 aus Tschechien, zudem hatte
Sebastian wieder Schwarz. Es war aber ein Duell auf Augenhöhe. Früher
Damentausch und eine symmetrische Stellung waren zu sehen, Sebastian verlor
irgendwann einen Bauern, hatte mit dem Läuferpaar aber genügend
Kompensation. Aber es gab vor und auch nach der Zeitkontrolle noch ein
paar Abenteuer:
Kusa
(2340) - Sebastian ½:½
Ein brauchbares Ergebnis!
Nunmehr ging es wieder gegen einen Inder, Weiß gegen IM Ameya Audi
(2391). Na, da konnte man nur hoffen, dass nun nicht vier Nullen in dem
Turnier folgen würden! Aber Vorsprung durch Taktik: Sebastian bereitete
ein Bauernopfer vor, was ihm langfristige Initiative sichern würde.
Es kam auf’s Brett und schlug auch voll ein. Der Oldenburger zeigte einen
unwiderstehlichen Königsangriff:
Sebastian
- Audi (2390) 1-0
Preparedubice! Ein
sehr korrekter Gegner übrigens, der am Ende noch das Matt gestattete.
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Sebastian im A-Club
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Pardubice, wie es
leibt und lebt
Während Sebastian
im A-Turnier in Richtung einer IM-Norm ging, lief es für Maik im Haifischbecken,
vor Ort auch bekannt als B-Open, gar nicht mit. Auch hier gab es fast 300
Teilnehmer, wobei Maik an 30 gesetzt war. Da kriegt man erstmal die unterbewerteten,
hochgezüchteten Kids. Das kannte ich noch aus dem letzten Jahr. Nach
5 Runden hatte ich mich aus dem Sumpf gekämpft, aber Maik fehlte immer
ein halber Punkt dazu.
Er warf nach 6 Runden
das Handtuch, vielleicht fehlten ihm selbst auch ein paar Prozent, was
in Verbindung mit unterbewerteten Gegnern natürlich noch kritischer
ist. Hier ein interessantes Endspiel aus Runde 3 von ihm, wo er leider
einen vollen Punkt verpasste:
Maik
- Tulchynsky ½:½
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Maik blieb diesmal
nur der Trostpokal.
Dann eben beim nächsten
Mal!
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Parduabbeize - Ist
der Lack ab?
Zurück zu Sebastians
A-Turnier: Bis hierhin lief es wie gesagt sehr gut mit einer Leistung von
etwa 2400: Zwei deutliche Siege gegen ELO-Schwächere, Sieg gegen IM
und zwei Remis gegen FM/IM. Dazu eine Null lediglich gegen einen IM. In
der nächsten Runde ging es nun gegen den amtierenden Deutschen Meister
Leonardo Costa, ein junger FM, der 2022 mit 14 (!) den DM-Titel holte.
Also bei den Erwachsenen, wohlgemerkt! Sebastian war aber mit gut vorbereitet
und stand mit Schwarz sehr vernünftig, als er „ein Ding drehte“:
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Costa - Bast
Schwarz am Dransten
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Die Stellung ist ausgeglichen.
Der schwarze König ist keinesfalls schwach. Hier war 23. … h5 eine
Idee. Dann könnte z.B. 24. f4 mit Sxf4! beantwortet werden. Aber Weiß
kann anders spielen. Objektiv ist die Stellung ausgeglichen. Schwarz kann
nebem dem gefahrlos spielbaren h5 auch erstmal gar nichts machen. Wie will
Weiß mit seinem Doppelbauern hier Gewinnversuche unternehmen?
Da h5 nach langem Nachdenken
keinen Vorteil versprach, kam das impulsive 23. … f5?, was schlicht
ein taktischer Bock war. Es folgte natürlich 24. Lb4. Der angriffenen
Turm darf nun nicht die 5. Reihe verlassen wegen exf5 exf5 Lc4+. Schwarz
musste also die Qualität geben und konnte danach die Partie auch nicht
halten.
Nichts war es auch
in Runde 8 mit Weiß gegen FM Malek (2322). Nach ruhiger Eröffnung
von Schwarz stand Sebastian nach ein paar kritischen Manövern schlecht.
Als er schließlich eine Art Verzweiflungsopfer brachte, hätte
er aber bereits wieder eine solide Alternative gehabt. Das Opfer schlug
nicht durch und die Partie ging dann im Endspiel verloren.
Vernünftiger
Ausklang
In der letzten Runde
musste nun also nochmal was gezeigt werden. Basts letzter Gegner kam aus
der Republik Korea, dem sogenannten - oder auch - Südkorea. Nur 2059
auf dem ELO-Zettel performte der Mann bis dato aber solide über 2200
mit nur einer Niederlage im Turnier. Aber es kam noch eine weitere hinzu!
Sebastian lieferte mit Schwarz eine strategische Top-Leistung ab:
Lee
(2059) - Sebastian 0-1
Somit also einer 2300er-Performance
und 20 ELO Zugewinn. Das war nicht so schlecht! Gegen die schwächeren
Gegner wurde deutlich gewonnen, die anderen Ergebnisse gehen vom Spielverlauf
her in Summe in Ordnung. Kritische Phasen in den Runden 2 und 5 überstanden,
wobei in Runde 2 auch einmal mehr drin war. Dafür etwas unnötig
in Runde 7 verloren.
Fazit:
Mal wieder ein wenig
Schach - wenn auch passiv. Aber ich muss sagen, dass das Zuschauen weiterhin
aufregender ist, als wenn man selbst am Brett sitzt. Etwas ärgerlich
ist leider die unnötige Verzögerung der Live-Übertragung.
Na gut, immerhin kann man es überhaupt ein wenig verfolgen. Das gute,
alte Pardu hat sich schon ein wenig verändert, ist aber immer eine
Reise wert.
Hier noch wie immer
der Link zur offiziellen Seite: Link
frank modder, 02.08.2023
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Wenigstens einer
ließ sich den Sommer nicht vermiesen
"Jetzt mach' ich dem
Niemann seine Sandburg kaputt!"
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